Alpha, Beta, Gemma Live!

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Das vergangene Wochenende bot mir und S. eine Gelegenheit, bei der Beta von Guild Wars 2 reinzuschnuppern und das Spiel kennen zu lernen. Nachdem wir beide lange Guild Wars 1 mit mehreren Erweiterungen gespielt haben, da es zur damaligen Zeit das einzige Online MMORPG ohne monatlichen Gebührenzahlung am Markt war, fand das Geschäftsmodell ganz meinen Zuspruch: Boxen verkaufen und damit die Infrastruktur aufbauen und erhalten. Scheinbar klappte das mit dem ersten Teil recht gut, denn es gab einige AddOns bis zum ersten Mal das Thema „wir bauen eine Version 2“ auftauchte.

Nun war es soweit: das zweite Beta Wochenende fand statt und wir waren mittendrin statt nur dabei. Vor dem Startschuss war der Client freigegeben und nach den ursprünglichen 12 GB war ein weiteres Update am Donnerstag auf den Servern, das doch noch etliche Veränderungen bereit hielt. Am Wochenende selbst waren auch die eine oder andere Datei veraltet und wurde durch eine neue Version ersetzt. Das vermittelt das Gefühl, dass ArenaNet eifrig an den Teilen schraubt und Wert auf schnelle Entwicklung liegt.

Vor dem Einloggen gilt es noch, den Account zu erneuern, schliesslich ist es mittlerweile Jahre her, dass ich mich zuletzt in GW1 eingeloggt habe – PW gerade noch erraten und schon ist der alte mit dem neuen Account zusammengelegt. Dann gehts am Freitag endlich los! Nicht ganz, denn der Counter auf der Seite zeigt nach den ersten Anmeldeversuchen, dass der Zugang erst ab 21:00 unserer Zeit erlaubt wird. Leider ist diese Anzeige weder im Launcher noch in der Anmeldemaske integriert sondern ist nur auf der Webseite ersichtlich – das kann eleganter passieren und ohne dass Spieler auf eine externe Seite weitergeschickt werden. Egal, kosmetische Geschichte, kein Drama, nur eine Unbequemlichkeit.

Endlich geht es wirklich los und nach dem ersten Intro und wunderschön gezeichneter Artworks kommt der Charakter Schirm – von den 5 Rassen stehen drei zur Auswahl: Menschen, Norn und Charrs. Die raubkatzenhaften Charrs, ein kriegerisches Volk ist mal der erste Testballon und die Klassenauswahl fällt schwer: Wächter, Jäger, Ingenieur, Nekromant, Mesmer und Krieger stehen parat, um in die Onlinewelt einzutauchen. Durch wuchtige Statur scheint der Wächter die richtige Wahl und die nachfolgenden Möglichkeiten der Charaktergestaltung sind grandios: so viele Details, so viele unterschiedliche Arten der Gestaltung: wunderbar. Der nächste Schritt stellt Fragen zur Herkunft, der Motivation und der Emotion, wie schwierige Situationen bewältigt werden: Wut, Würde, List etc. Daraus entsteht ein Bild, das mit dem Namen unterschrieben wird und eine umfassendene Avatar Kreation ist am Ende angelangt.

Stimmungsvoll der Einstieg mit dem wunderschönen durchgängigen Artworkszenen, die eine gemalte Geschichte zum Leben erwecken und dann beginnt „meine Geschichte“. Das Tutorial selbst ist eher rudimentär – ich schätze, da kommt noch was nach – und gerade bei den Charrs etwas chaotisch. Meine Norn tat sich viel leichter, da hier die Quests schöner nacheinander daherkommen und mir als Spieler immer klar ist, was die nächsten Schritte sind. Gespannt warte ich auf das erste Event, die große Neuerung von Teil 2, die verspricht, dass diese Gruppengeschehnisse nicht schnöde Quests mit statischen Questgebern sind. Tatsächlich bin ich rasch mittendrin statt nur dabei, leider geht zu Beginn die Übersicht verloren, da doch viele Spieler in den Anfangsgebieten herumhängen. Chaos hin oder her, ich bekomme einen Gold Status für meinen Beitrag und Belohnungen, die mir zu Start noch gar nichts sagen. Aber das gehört dazu: ausprobieren und loslegen.

Am zweiten Tag nach einigen Stunden entdecke ich das Handwerk, neue Gebiete, neue Quests und die Aufgaben Reihe, die einen Haupthandlungsstrang darstellt. Trotzdem habe ich am Startscreen eingeblendet: entdeckte Welt: 0% – sie scheint einfach jetzt schon riesig zu sein. Die Server laufen einigermassen stabil, es gab ein paar Situationen, in denen wir plötzlich vor dem Desktop sassen, aber diese halten sich in Grenzen. Die Performance ist gut, kein Ruckeln oder übermäßiges Verzögern, die Gebiete sind voller Quests, Sehenswürdigkeiten und unerforschtes Land. Aber schauen wir uns ein paar Details an:

(c) ArenaNet Website Kit# Quests und Events

So ganz kann GW2 den eigenen Anspruch nicht gerecht werden, denn was war da nicht so alles in den Ankündigungen zu lesen und zu hören? „Der Spieler im Mittelpunkt“ und „keine langweiligen Hol- und BringQuests“ kam da aus der Projektecke. Allerdings gab es in der Beta die Feedback Formulare nach den Quests, die eventuell noch Eingang in das finale Produkt finden werden, doch bisher ist das Design der Aufgaben wie gehabt. Klar sind die Events eine Neuerung und natürlich ist es netter, wenn der Knecht auf einen zukommt und berichtet, dass der Hof von Banditen angegriffen wird. Im Gegensatz zu den großen Reden, die davon kündeten, dass Spieler mit Erledigungen einen dauerhaften Fußabdruck hinterlassen werden, konnte ich z.B. das Ereignis der wilden Minotauren zweimal abschliessen, ohne Konsequenz oder Mehrwert. Klar ist es immer noch billiger, Hol-, Bring- und Töte-Quest zu bauen, aber dann sollte man sich im Vorfeld mit großspurigen Ankündigungen zurück halten.

# Weltdesign und Landschaftsgärtnerei

Großartig. Hatte ich schon erwähnt, dass die Städte riesig sind und die Landschaften gut gemacht wirken? Abwechslung und Unterwassergebiete machen Erkundungen zu einem Erlebnis der Extraklasse. Leider wird der Forscherdrang nicht unbedingt gefördert, da sogenannte Späher die Questgeber auf der Übersichtskarte anzeigt. Nicht nur diese sondern auch besondere Sightseeing Plätze, Höhlen und Pässe – das nimmt einem die Lust am ziellosen Schlendern durch die Gegend und das Stöbern in jeder begehbaren Ecke.(c) ArenaNet Website Kit

# Handwerk

Ganz klar ein Mehrwert, der sich jedoch nicht klar positioniert: sind die Selbstbau Gegenstände besser als Loot in diesem Level oder ist das Handwerk nur eine nette Draufgabe? In der kurzen Zeit konnte ich das nicht beantworten, denn aus Rohstoffen stellt man Teile her, die wiederum die Basis für Teile sind, die dann wiederum einen Gegenstand ergeben. Beispiel gefällig? Rohleder –> Lederstreifen –> Schuhsolen –> Schuhe. Das Ganze findet seinen Niederschlag in Listen, mir persönlich würde eine graphische Aufbereitung besser gefallen, welche diese Einzelteile im Herstellungsprozess zum gewünschten Ergebnis anzeigt. Also, liebe Gamedesigner, hier ist ein Punkt, der absolut verbesserungswürdig ist.

Fazit

Fein, fein – GW2 kann kommen. Der Reifegrad ist recht hoch, ein paar Lokalisierungsprobleme bei den deutschen Texten gibts noch, aber das Ganze wirkt rund und für eine Beta recht gediegen. Bis heute nachmittags war es eine klare Kaufempfehlung, doch mit dem Support habe ich seit gestern ein Hühnchen zu rupfen (aber das ist eine andere Geschichte).